Fine Art Print macht Kunst geschwind (3) –
Ergebnisse der Papiertests

04.10.2019     Kommentare geschlossen

Unschärfekreis bei einem Qualitäts-Fotopapier
Unschärfekreis bei einem Qualitäts-Fotopapier

In den Ausdrucken des Testcharts kann ich Unterschiede bei den relevanten Kriterien für die Wiedergabequalität erkennen. Wie gut geben das Qualitäts-Fotopapier und das Fine Art Papier Details wieder? Der Unschärfekreis ist beim Qualitäts-Fotopapier kleiner als beim Fine Art Papier. Die geringere Schärfe von Fine Art Papier gegenüber Qualitäts-Fotopapier ist plausibel.

Auf den raueren und matteren Oberflächen gehen Details verloren. Der Unterschied ist aber selbst auf dem Testchart recht klein. Abhängig von der Schärfe des Motivs fällt der Detailverlust bei einem gedruckten Foto manchmal kaum noch auf.

Unschärfekreis bei einem Fine Art Papier
Unschärfekreis bei einem Fine Art Papier

Das Standard-Fotopapier bietet nur eine geringe Schärfe und zeigt einen entsprechend großen Unschärfekreis.

Unschärfekreis bei einem Standard-Fotopapier
Unschärfekreis bei einem Standard-Fotopapier

Auch beim Kontrast schneidet das Qualitäts-Fotopapier am besten ab. Auf dem Fine Art Papier lässt sich die Spannweite von Weiß bis Schwarz nicht so gut abbilden, weil es meist mit einem niedrigeren Weißegrad hergestellt wird. Die naturbelassene Oberfläche wirkt durch den organischen Papierträger authentisch und erscheint leicht gelblich. Einige Fine Art Papiere leuchten jedoch in knalligem Weiß. Das erreichen die Hersteller mit optischen Aufhellern. Doch zu dem kritischen Thema später mehr. Das Standard-Fotopapier hat wie erwartet den geringsten Kontrast.

Die Farben wirken auf dem Qualitäts-Fotopapier und dem Fine Art Papier stimmig. Die Leuchtkraft ist jedoch beim Fine Art Druck geringer. Das Standard-Fotopapier zeigt erwartungsgemäß die schlechtesten Ergebnisse.

Bei einigen Papieren sind mir Störungen aufgefallen. Anscheinend handelt es sich um Bildrauschen, das durch den Druckvorgang entsteht.

Störungen auf einem Standard-Fotopapier
Störungen auf einem Standard-Fotopapier

Am deutlichsten ist es auf dem Standard-Fotopapier erkennbar.

Störungen auf einem Fine Art Papier
Störungen auf einem Fine Art Papier

Auf Fine Art Papier zeigen sich die Störungen am stärksten beim Papierträger Zellulose.

Keine erkennbaren Störungen auf einem Qualitäts-Fotopapier
Keine erkennbaren Störungen auf einem Qualitäts-Fotopapier

Auf Qualitäts-Fotopapier kann ich keine Störungen entdecken.

Soviel zu den Ergebnissen meiner Experimente zur Wiedergabequalität beim Drucken von Fotos. Außer der optischen Wirkung des Bildinhalts gibt es weitere Qualitätsmerkmale von Druckerpapier.

Fine Art Papier ist am längsten haltbar. Die meisten Hersteller geben für die Langlebigkeit mehr als 100 Jahre an. Verbindliche Tests existieren nicht. Die Aussagen basieren auf Interpolationen kürzerer Zeiträume. Qualitäts-Fotopapiere sollen ca. 20 Jahre halten. Dabei geht es hauptsächlich um Verfärbungen des Papiers und die mechanische Stabilität.

Besonders auffällig sind die Unterschiede beim Gewicht und der Stärke des Papiers. Die Dicke von Fine Art Papier kann sogar bis fast 1 Millimeter reichen. Qualitäts-Fotopapier ist meist nur ca. 0,2 Millimeter stark.

Ein weiteres Merkmal der Fine Art Papiere ist die Struktur der Oberfläche, die durch die Fasern des Materials bestimmt wird. Abhängig vom Herstellungsprozess entstehen rauere oder glattere Papiere.

Die Datenblätter der Papiere enthalten viele weitere Angaben. Einige sind jedoch stark abhängig vom eingesetzten Drucker, den Einstellungen und der Tinte. Dies gilt zum Beispiel für die maximale Dichte (Dmax) des Farbauftrages und ist damit ein Maß für das tiefste Schwarz, das erreicht werden kann. Die Betrachtungen dazu werden recht komplex. Daher beschränke ich mich auf die oben genannten Eigenschaften.

Bei meinen Recherchen bin ich sehr häufig auf nicht quantifizierbare Faktoren gestoßen. Aus meiner Sicht sollen die Fotobilder dadurch als Kunstwerke aufgewertet werden. Einer der wolkigen Begriffe ist die „künstlerische Anmutung“. Fotos auf Fine Art Papier sollen ähnlich wie ein Kunstdruck erscheinen und damit als Werk eines Künstlers gelten.

Sehr auffällig sind auch die prachtvollen Bezeichnungen der Fine Art Papiere. Ich habe zum Beispiel die Papiernamen „William Turner“ und „Albrecht Dürer“ gefunden. Auch beim Begriff „Fine Art Papier“ fängt die gewagte Überhöhung bereits an. Fine Art ist die englische Bezeichnung für bildende Kunst. Was will man mehr? Der Name macht allein schon deutlich, dass das auf Fine Art Papier gedruckte Bild ein Kunstwerk sein muss.

Auch die Haptik von Fine Art Papier wird sehr häufig gepriesen. Beim Tasten der Oberfläche soll ein Gefühl von Wertigkeit aufkommen.

Was bedeuten diese Ergebnisse jetzt? Ist die Wiedergabequalität mit Schärfe, Kontrast und Farbe entscheidend? Oder sind weitere Qualitätsmerkmale wie Langlebigkeit, Papierdicke und Oberflächenstruktur genau so wichtig? Oder spielen auch die künstlerische Anmutung, der Name des Papiers, die Haptik und damit die Aufwertung zum Kunstwerk eine wichtige Rolle?

Die einfache Antwort lautet mal wieder: „Es kommt darauf an“. Das jeweilige Ziel des Fotografen ist entscheidend. Wenn für den Auftraggeber eines Berufsfotografens Langlebigkeit und künstlerische Anmutung am wichtigsten sind, muss das Werk auf Fine Art Papier gedruckt werden. Letztlich entscheidet der Kunde.

Ein Künstler wird sein Kunstwerk auch meist auf Fine Art Papier drucken. Aber wer ist schon ein echter Künstler? Bei den Amateurfotografen habe ich noch keine gefunden.  Dieses pikante Thema habe ich in zwei eigenen Beiträgen behandelt ( zu den Beiträgen ).

Wenn ein Amateurfotograf die Ziele verfolgt, sein Foto als Kunstwerk aufzuwerten und die Nachwelt damit zu beglücken, führt am Fine Art Druck kein Weg vorbei. Die geringere Wiedergabequalität wischt er häufig mit dem Argument zur Seite, dass Landschaften und Porträts mit geringerer Schärfe besser wirken.

Das ist aus meiner Sicht ein Scheinargument. Im fotografischen Workflow entsteht das Zielbild mit Inhalt, Form und Bildaussage bei der Bearbeitung am Monitor. Das Druckbild sollte diesem erarbeiteten Bild soweit wie möglich entsprechen. Will der Fotograf Landschaften und Porträts mit geringerer Schärfe zeigen, so kann er das bereits am Monitor aufbereiten. Die Bilder der unterschiedlichen Präsentationsformen passen dann zusammen. Es entsteht dann kein Zufallsergebnis eines gedruckten Bildes, bei dem man vielleicht im Nachhinein sagt, dass man genau diese geringere Wiedergabequalität von Anfang an erreichen wollte.

Ein weiteres kritisches Thema ist der geringere Kontrast von Fine Art Papier. Wegen des organischen Papierträgers zeigt die Oberfläche meist einen leicht gelblichen Ton. Ursprünglich haben die Papierhersteller dies als Qualitätsmerkmal angepriesen. Anscheinend waren die Absatzchancen für weißes Fine Art Papier letztlich doch zu lukrativ, so dass es mittlerweile recht häufig angeboten wird.

Optische Aufheller zaubern. Sie absorbieren das Licht des UV-Spektrums und strahlen es im sichtbaren Frequenzbereich wieder aus. Viele Papieranbieter verschweigen dieses Zaubermittel. Eine rühmliche Ausnahme ist Hahnemühle. Zu jedem Papier gibt es ein Datenblatt und dort wird der Einsatz von optischen Aufhellern (OBA) angegeben. Beim Papier „Photo Rag Bright White“ geht Hahnemühle mit einem Weißegrad von 99,5 % sogar in die Vollen.

Jürgen Gulbins und Uwe Steinmüller behandeln das Thema optische Aufheller in ihrem Buch „Fine Art Printing für Fotografen“ sehr ausführlich. Sie zitieren Hahnemühle mit dem Hinweis, dass optische Aufheller nicht zum Vergilben der Papiere führen, sondern sie beim Zerfall des Aufhellers nur ihre ursprüngliche Grundfarbe wieder annehmen. Die Stellungnahme von Hahnemühle endet: „… Künstler, die ein hochweißes Papier möchten, akzeptieren einfach, dass sich ihr Bild nach längerer Zeit etwas verändert. Ja einige Fotografen und Sammler finden dies sogar erstrebenswert. Bei Hahnemühle sind wir deshalb der Meinung, dass wir dem Künstler lieber die Papierfarbe liefern möchten, die er vorzieht, statt auf Prinzipien herumzureiten.“

Die Autoren kommen zu folgendem Schluss: „Für Drucke, für die eine Lebensdauer von 15-20 Jahre ausreicht sind deshalb auch Papiere mit optischen Aufhellern durchaus akzeptabel.“ Damit gilt das Argument für die Langlebigkeit der Farben von Oberflächen vieler Fine Art -Papiere nicht mehr. Sie rücken für dieses Kriterium in die Nähe des Qualitäts-Fotopapiers.

Die Schlussfolgerungen für die quantifizierbaren Faktoren der Wiedergabequalität werden damit immer eindeutiger. Für Fotografen, die eine möglichst hohe Wiedergabequalität erreichen wollen, empfiehlt sich Qualitäts-Fotopapier.

Es bestätigt sich für mich die vor Jahren pragmatisch getroffene Entscheidung. Ich möchte eine hohe Wiedergabequalität für Korrekturdurchläufe bei der Bildbearbeitung und für Präsentation in Wettbewerben und Ausstellungen erreichen. Eine Haltbarkeit von bis zu 20 Jahren ist völlig ausreichend. Für diese fotografischen Ziele sind Ausdrucke auf Qualitäts-Fotopapier am besten geeignet.

Oder könnte mich ein bisher nicht berücksichtigtes Argument umstimmen? Vielleicht verschmähe ich ein vielversprechendes Angebot. Schließlich schreiben Jürgen Gulbins und Uwe Steinmüller in ihrem Buch „Fine Art Printing für Fotografen“: „Auch die Haptik, d. h. das Gefühl beim Betasten der Oberfläche, kann sehr unterschiedlich sein, bis hin zu einem für manchen Fotografen fast erotischen Gefühl.“

Im nächsten Beitrag schreibe ich über meine ganz persönliche Sicht zum Thema Fine Art Druck (zum Beitrag).