Making-of einer Fotomontage: Ein Pinguin angelt
Meschen nutzen Tiere seit Jahrtausenden für ihre Zwecke. Sie dienen als Reit-, Zug-, Lasttiere und auch als Nahrungsmittel. In der heutigen Zeit kümmern sich die Tiere sogar um das psychische Wohlbefinden der Menschen, wie Angebote von Therapien mit Pferden und Delphinen zeigen. In der Pandemie müssen Hunde mangelnde soziale Kontakte kompensieren. Vielleicht schaffen sich einige Menschen ja auch nur ein Haustier an, um in der gesellschaftlichen Hackordnung eine Stufe aufzusteigen und sich besser zu fühlen.
Egal, auf jeden Fall vollbringen die Tiere große Leistungen für die Menschheit. Ich läute jetzt mal zum Ausgleich die nächste Phase ein. Die Tiere sollten mehr von den Menschen profitieren. Es gibt bereits einige, die sich nützliche Verhaltensweisen abschauen. Pinguine scheinen besonders schlau zu sein.
Ich habe einen auf einer Anlegebrücke beim Angeln beobachtet. Das ist sicher bequemer als im Wasser nach den Fischen zu jagen. Oder war er nur wasserscheu? Leider hatte ich keine Kamera und kein Handy dabei. Wie gut, dass es Photoshop gibt. So konnte ich das Bild aus meiner Erinnerung rekonstruieren.
Die Fotomontage setzt sich aus acht Bildern zusammen, die jedoch in Helligkeit, Farbe, Struktur und Perspektive nicht harmonierten. Welche Teile konnte ich anpassen und welche musste ich abdecken oder verstecken?
Das Basisfoto habe ich im Mai 2015 auf Sardinien geschossen. Wir wohnten in der kleinen Hafenstadt Palau auf dem nordöstlichen Zipfel der Insel. Bei einer Wanderung vom Ort aus an der nördlichen Küste entlang fotografierte ich einen Angler auf einem Bootssteg.
Nach Aufbereitung in Lightroom wählte ich in Photoshop einen Ausschnitt, in dem die Brücke besser zur Geltung kommt. Den Angler wollte ich ja gegen einen Pinguin austauschen, also retuschierte ich ihn heraus. Weil ich das Basisfoto in praller Sonne aufgenommen hatte, den Pinguin aber bei diffusem Licht, entfernte ich die Brückenaufbauten und die Stützen, die auffällige harte Schatten warfen.
Komisch, die meisten Bildmängel fallen mir erst bei der Montage auf. So auch bei diesem Foto: Die vordere Kante der Brücke war unscharf und fleckig. Ich deckte diese unschöne Seite mit einer Holzstruktur ab, die ich im März 2019 mit dem Handy in der Nähe unseres Wohnorts fotografiert hatte.
Den Steg dunkelte ich ab, um damit den Effekt der prallen Sonne zu dämpfen. Beim Wasser glich ich die Farben vor und hinter der Brücke an und hellte es nach hinten auf, um mehr Tiefe zu erreichen.
Licht und Schatten gefielen mir jetzt recht gut, aber der Steg schien über dem Wasser zu schweben; ich musste ihn noch mit Pfählen stützen, damit die Konstruktion stabiler wirkt. Also stöberte ich wieder in Lightroom nach passenden Elementen und fand einen Bootssteg, den ich im Juli 2011 in Podersdorf am Neusiedler See aufgenommen hatte. Bei der Recherche ertappte ich mich wieder dabei, dass ich anfing wie in einem Fotoalbum zu blättern und andere Bilder der schöne Reise nach Wien betrachtete. Bei meinen Montagen verzettele ich mich manchmal und stöbere in den fast vergessenen Ecken meiner Fotosammlung. Wie gut, dass es für meine Arbeiten keinen geplanten Endtermin gibt.
Trotz der zwei Pfähle hatte der Steg immer noch keinen soliden Halt. Ich musste zusätzlich eine Querverbindung montieren.
Am Steg vom Neusiedler See waren die Querbalken verdeckt. Also musste ich wieder suchen und fand ein Foto, das ich auf einer Radtour im Juni 2014 am Ostufer der Schlei machte.
Ich schnappte mir die Querbalken, montierte sie, fügte Schatten und Spiegelungen im Wasser hinzu.
Endlich hatte ich den Steg für den Pinguin fertig. Als ich ihn freigestellt und in das Basisbild übertragen hatte, fielen mir einige Mängel auf. Der Kopf war unscharf und die Füße zum Teil mit Schnee bedeckt.
Ich fand andere Fotos, von denen ich Füße und Kopf verwendete.
Nachdem ich den Kopf montiert hatte, stellte ich fest, dass der Pinguin damit eher nach Vögeln und nicht nach Fischen Ausschau hielt, er schaute nach oben. Mit dem Formgitter neigte ich seinen Kopf. Die Flosse musste ich auch austauschen, weil nur die Innenflächen zu sehen waren und er so keine Angel halten konnte.
Ich montierte die Flosse, passte sie mit dem Formgitter an und malte den Schatten ein, den die Flosse auf den Körper wirft. Nachdem ich auch den Schattenwurf auf dem Steg ergänzt hatte, fühlte der Pinguin sich anscheinend schon recht wohl, er passte jedenfalls gut ins Basisfoto. Jetzt musste ich ihm nur noch die Angel geben. Ich kehrte wieder zum Ausgangsfoto zurück, nahm die Angel, kürzte sie, drückte sie ihm in den Arm und malte einen Schatten auf Arm und Körper.
Eigentlich wollte ich ihm auch noch einen Eimer für die gefangenen Fische spendieren. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass der Pinguin die Fische frisch von der Angel fraß.