Hommage an M. C. Escher & Co (1)

27.07.2016     Kommentare geschlossen

Ich mag Bilder, die mich zum Nachdenken anregen. Bei einigen scheint auf den ersten Blick alles in Ordnung zu sein. Aber plötzlich merkt man, dass bei dem Bild etwas nicht stimmt. Es beginnt einen zu beschäftigen. Und dann entdeckt man, dass das Bild etwas darstellt, das in der Wirklichkeit nicht existieren kann. So ist es mir häufig mit den Grafiken von M. C. Escher gegangen.

Die in der Realität unmöglichen Darstellungen gefielen mir so gut, dass ich vor vielen Jahren zwei als Bild gerahmte Escher-Poster in meinem Studio aufhängte. Im Lauf der Zeit nahm ich die Bilder nicht mehr bewusst wahr. Sie dienten nur noch als Dekor.

Vor kurzem hielt ich ein größeres Foto in der Hand, um die unterschiedlichen Lichtwirkungen zu prüfen. Zufällig fiel mein Blick auch auf die Werke von Escher. Ich fragte mich, ob es möglich wäre, statt der Grafiken Fotografien der unmöglichen Figuren zu erstellen. Ein Foto ist schließlich näher an der Realität als eine Grafik und müsste den täuschenden Effekt und die Überraschung verstärken.

Tribar / 2016

Tribar / 2016

Mit welchen Objekten lässt sich die unmögliche Figur des Tribars bauen? Ich habe es mit Büchern probiert. Aber wie funktioniert nun eigentlich das Trugbild?

Ich fand im Internet einige Beispiele mit Abbildungen von realen Objekten. Häufig werden Baukastensysteme für Kinder verwendet: herkömmliche Holzbausteine oder Matador-Elemente sowie Legosteine. Auch aus Spielwürfeln kann man einen Tribar bauen. Damit entstehen realistisch wirkende Abbildungen.

Es gibt aber auch reale Modelle in der Größe der Plastiken von Bildhauern. Ich konnte es kaum glauben, weil es sich doch um unmögliche Figuren handelt. Und jetzt sollten sie doch als reale Objekte im Raum existieren? Bisher habe ich noch kein reales Modell gesehen. Mit den Abbildungen im Wikipedia-Artikel zum Penrose-Dreieck kann ich mir die optische Wirkung aber gut vorstellen (zum Wikipedia-Artikel).

Wenn man die Modelle aus beliebiger Richtung betrachtet, sehen sie unspektakulär aus. Man sieht einen Balken, dessen Enden mit zwei weiteren Balken im rechten Winkel verbunden ist. Erst wenn man die Figur aus einem ganz bestimmten Blickwinkel betrachtet, wirkt das Gebilde wie ein Dreieck. Es erscheint ein Objekt, das in der realen Welt nicht existiert, da es kein Dreieck mit zwei 90°-Winkeln geben kann. Getrennt voneinander sind die obere und untere Hälfte des Dreiecks realisierbar. Die den Augen vorgespiegelte  Verbindung der zwei Hälften ist jedoch unmöglich.

Die Figur wurde nach R. Penrose benannt. Sie wird meist als Penrose-Dreieck oder Tribar bezeichnet. Im Jahr 1954 besuchte Penrose einen Mathematiker-Kongress, zu dessen Anlass Bilder von Escher ausgestellt wurden. Angeregt durch diese Darstellungen entwickelte er das unmögliche Dreieck. Escher wiederum wurde vom Tribar zu dem Bild Wasserfall angeregt, in dem er drei Tribars zu einem Wasserlauf verband. Erst später wurde bekannt, dass der schwedische Künstler O. Reutersvärd den Tribar bereits im Jahr 1934 geschaffen hatte.

Als ich mein Bild zum ersten Mal ausgedruckt hatte, war ich mit dem Ergebnis nicht voll zufrieden. Die Bücher schaffen zwar Realitätsnähe, aber die Statik des Stapels links oben ist nicht einleuchtend. Damit die Konstruktion hält, müssten die Bücher aneinander kleben oder von den äußeren Büchern zusammengepresst werden. Oder gibt diese statische Unzulänglichkeit der unmöglichen Figur etwas zusätzlich Verwirrendes? Außerdem wirkt das Bauwerk durch die in Größe und Farbe unterschiedlichen Bücher sehr heterogen. Aber diese Art der Darstellung hat einen anderen Vorteil. Links unten konnte ich das Buch zeigen, aus dem ich die meisten Weisheiten zum Thema Escher habe.

Der vertikale Stapel auf der rechten Seite gefällt mit ganz gut. Vielleicht sind mehrere solcher Buchsäulen für die Nachbildung eines Escher-Bildes geeigneter. Ich versuche es mal mit dem Bild „Treppauf Treppab“, das eine endlose Treppe zeigt. Im nächsten Blog-Beitrag werde ich darüber berichten (zum Beitrag).